3sat zeigt mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichneten animierten Dokumentarfilm
Montag, 11. Januar 2021, 22.25 Uhr
Deutsche Erstausstrahlung
Mitten im Jugoslawienkrieg wird der junge Schweizer Journalist Christian WĂŒrtenberg tot aufgefunden. Er trĂ€gt die Uniform einer internationalen Söldnertruppe. Das war im Januar 1992. Zwei Jahrzehnte spĂ€ter beginnt seine Cousine, die Regisseurin Anja Kofmel, die HintergrĂŒnde seines Todes zu erforschen. Entstanden ist dabei die bildgewaltige Geschichte eines jungen Schweizers, der sich in einer dunklen und brutalen Welt verirrt hat. Die 3satDokumentarfilmzeit zeigt den animierten Dokumentarfilm “Chris the Swiss” (Schweiz 2018) – ausgezeichnet mit dem Schweizer Filmpreis 2019 in den Kategorien Bester Schnitt, Beste Musik und Bester Dokumentarfilm – am Montag, 11. Januar 2021, 22.25 Uhr, in deutscher Erstausstrahlung. Der Film ist nach Ausstrahlung 30 Tage lang in der 3satMediathek verfĂŒgbar.
Anfang der 1990er-Jahre tobt in Jugoslawien ein grausamer Krieg. Auch junge MĂ€nner aus ganz Europa nehmen daran teil. Am 7. Januar 1992 wird in Kroatien der Schweizer Journalist Christian WĂŒrtenberg in der Uniform einer internationalen Söldnergruppe tot aufgefunden. Laut Autopsie wurde er erwĂŒrgt. Chris war nur wenige Wochen zuvor Mitglied des “First Platoon of International Volunteers” (PIV) geworden. Diese Truppe wurde mit der “SĂ€uberung” der serbischen Bevölkerung in den Grenzgebieten zu Serbien beauftragt. Anja Kofmel will verstehen, warum Chris von diesem Krieg so fasziniert war. “In diesem gottverdammten Land bringen sich die Leute gegenseitig um, verstĂŒmmeln sich gegenseitig zu einem Klumpen Fleisch. Fuck why”, notierte sich Chris in sein Tagebuch. Er wollte als Journalist vom Jugoslawienkrieg berichten. Doch weshalb hĂ€ngte er den Reporter-Job an den Nagel und schloss sich einer rechtsextremen Söldnerbrigade an? Er, der den Krieg eigentlich verabscheute?
Ausgehend vom Tag seines Todes und mit Chris’ Tagebuch als Leitfaden beginnt Anja Kofmel seine letzten Schritte zurĂŒckzuverfolgen. Die persönliche Sicht der Regisseurin auf die Geschichte wird in animierten Sequenzen erzĂ€hlt, wodurch sich eine poetische Dimension entwickelt. Gezeichnete und dokumentarische Bilder verschmelzen. Die journalistische Seite der Geschichte wird mit umfangreichem Archivmaterial und Berichten von Zeitzeugen dokumentiert. Ihre Nachforschungen fĂŒhren die Filmemacherin nicht nur zu Chris’ Familienmitgliedern, sondern auch zu seinen Journalistenkollegen, Söldnern des PIV und zum Ex-Terroristen “Carlos, der Schakal” – alles Persönlichkeiten, die tief in diesen Krieg verwickelt waren. Ohne die SubjektivitĂ€t zu verlieren, Ă€ndert sich allmĂ€hlich die ErzĂ€hlperspektive und entwickelt sich vom Standpunkt des trĂ€umerischen Kindes zur differenzierteren und kritischeren Betrachtung der erwachsenen Autorin.