Kinder in Madagaskar essen Rinde und Lehm
Immer mehr Kinder in Madagaskar leiden nach Angaben der SOS-Kinderdörfer unter MangelernĂ€hrung und lebensbedrohlichem Hunger. “Drei aufeinanderfolgende DĂŒrrejahre haben die Menschen im SĂŒden des Landes in schwere Not getrieben. Durch die Corona-Pandemie, vor allem den Mangel an Jobs in diesem Zusammenhang, hat sich die Zahl der Menschen, die nicht genug zu essen haben, fast verdoppelt”, sagt Jean François Lepetit, Leiter der Hilfsorganisation in Madagaskar. Litten im Juli 2020 in den betroffenen Gebieten 700.000 Menschen unter Lebensmittelknappheit, so waren es im November 1,3 Millionen.
Am hĂ€rtesten sei die Situation fĂŒr Kinder: In den drei am stĂ€rksten betroffenen Regionen gelten inzwischen ĂŒber 10 Prozent der Kinder als unterernĂ€hrt. “Sie sind entwicklungsverzögert und leiden unter Krankheiten wie Durchfall, die in diesem Zustand schnell lebensgefĂ€hrlich werden”, sagt Lepetit. Nur noch ein Viertel aller Kinder hier gehe zur Schule. Lepetit sagt: “Alle anderen betteln oder sind zusammen mit ihren Eltern auf der Suche nach Essbarem!” In ihrer Verzweiflung wĂŒrden die Menschen alles essen, Wurzeln, Rinde und sogar Lehm.
UN-Prognosen gehen davon aus, dass sich die Krise in den kommenden Monaten weiter verschĂ€rft, sodass im SĂŒden Madagaskars 1,35 Millionen Menschen von Lebensmittelknappheit bedroht sein könnten – ĂŒber ein Drittel der dortigen Bevölkerung. Demnach werden 135.000 Kinder an UnterernĂ€hrung leiden, 27.000 davon schwer. “Es ist keine Zeit zu verlieren! Die Kinder mĂŒssen dringend mit Lebensmitteln versorgt werden!”, sagt Lepetit. Langfristig mĂŒsse eine Antwort auf den Klimawandel gefunden werden, von dem Madagaskar massiv betroffen sei.
Die SOS-Kinderdörfer unterstĂŒtzen Kinder und Familien in Madagaskar seit Jahrzehnten und sind in zahlreichen LĂ€ndern Afrikas Wegbereiter fĂŒr klimastabile Anbaumethoden.