T-Shirts aus Hanf machen Baumwolle Konkurrenz

Hanftextilien könnten in Zukunft ihre Baumwollpendants ersetzen – das zumindest wĂ€re der Fall, wenn es nach ökologischen Gesichtspunkten ginge. Denn Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts fĂŒr Agrartechnik und Bioökonomie haben fĂŒr Faserhanf die WasserproduktivitĂ€t als ein Maß fĂŒr die Effizienz der Wassernutzung untersucht und fanden heraus: Die Ergebnisse aus dem Trockenjahr 2018 zeigen, dass Hanfpflanzen Wasser etwa sechsmal effizienter fĂŒr die Biomassebildung nutzen als Baumwolle. Die Studie wurde kĂŒrzlich im Fachblatt Water veröffentlicht.

Vielsprechend in dieser Hinsicht ist Hanf (Cannabis sativa L.). FrĂŒher eine weltweit verbreitete Pflanze fĂŒr die Fasergewinnung wurde Hanf im letzten Jahrhundert durch Baumwolle und spĂ€ter durch synthetische Fasern fast vollstĂ€ndig verdrĂ€ngt. Der Baumwollanbau ist jedoch verbunden mit einem hohen Wasserbedarf von mindestens 750 mm Niederschlags- bzw. BewĂ€sserungswasser pro Vegetationsperiode, einer hĂ€ufig in Folge auftretenden Bodenversalzung und einem intensiven Pestizideinsatz. Hanf dagegen ist eine ertragreiche und im Hinblick auf Pflanzenschutz und DĂŒngung vergleichsweise anspruchslose Mehrzweckpflanze.

Die Wassernutzung von Hanfpflanzen im Wachstumsverlauf ist bisher wenig erforscht. ATB-Wissenschaftler*innen haben daher in einem Feldversuch die WasserproduktivitĂ€t zweier Hanfsorten untersucht. Die an mitteleuropĂ€ische Standortbedingungen adaptierten Sorten ‘Santhica 27‘ und ‘Ivory‘ wurden basierend auf Ergebnissen des 2017 abgeschlossenen Projekts MultiHemp ausgewĂ€hlt. Die Untersuchungen erfolgten am ATB-Forschungsstandort Marquardt im Nordwesten Potsdams – mit einem mittleren Jahresniederschlag von 579 mm eines der trockensten Anbaugebiete in Deutschland. Der Grundwasserspiegel liegt 10 m unter der GelĂ€ndeoberkante, der sandige Boden weist eine nur begrenzte SpeicherkapazitĂ€t fĂŒr Wasser und NĂ€hrstoffe auf. Die Vegetationsperiode 2018 war extrem trocken, von Mai bis September fiel nur an sieben Tagen geringer Niederschlag von 0,7 bis 19,6 mm. Um die Etablierung des Versuches nach dem Auskeimen abzusichern wurden die Pflanzen in der Aufgangsphase bewĂ€ssert.

FĂŒr die Studie wurden neben meteorologischen Daten die WasserverfĂŒgbarkeit aus dem Boden, Transpiration und volumetrischer Wassergehalt, der BlattflĂ€chenindex sowie pflanzenphysiologische Parameter wie der Gaswechsel, die Photosyntheseleistung und Reaktionen auf UmwelteinflĂŒsse regelmĂ€ĂŸig erfasst. Erstmals haben die Wissenschaftler*innen mit Hilfe eines neuartigen Messaufbaus den Kronendurchlass bestimmt, d. h. den Niederschlag, der das Blattdach durchdringt.

In die Berechnung der WasserproduktivitĂ€t – also der Beziehung zwischen dem Wasserbedarf und dem Aufbau von Trockenmasse – flossen alle Komponenten des Wasserzuflusses ĂŒber Luft und Boden ein, die fĂŒr das Pflanzenwachstum genutzt werden. Der gesamte Biomasseertrag sowie der faserenthaltende Bastanteil wurden unmittelbar nach der Ernte im September ermittelt.

Die Ergebnisse belegen, dass die durchschnittliche WasserproduktivitÀt von Industriehanf mit 2,4 kg Trockenmasse pro Kubikmeter genutztem Wasser sechsmal höher ist als die von Baumwolle (0,4 kg / m3).

„Wir sehen, dass Hanf großes Potential fĂŒr den Anbau an relativ trockenen Standorten bietet. Das macht Faserhanf interessant als umweltfreundliche Alternative zur Baumwolle, auch dank der geringeren AnsprĂŒche an den Pflanzenschutz“, so Dr. Hans-Jörg Gusovius, Experte fĂŒr Faserpflanzen am ATB. „Auch die hier verwendeten THC-freien und speziell fĂŒr Wachstumsbedingungen in Europa gezĂŒchteten Cannabis-Sorten sind fĂŒr den Anbau auf eher trockenen Standorten geeignet.“

„Die Ergebnisse unserer Studie spiegeln die Bedingungen des Jahres 2018 fĂŒr die Produktion an einem Standort wider“, resĂŒmiert Dr. Katrin Drastig, Hydrogeologin am ATB. Um angesichts der zu erwartenden klimatischen Szenarien die ProduktivitĂ€t der Wassernutzung in der Landwirtschaft auf Betriebsebene weiter verbessern zu können, bestehe noch erheblicher Forschungsbedarf. „Wir brauchen viel mehr Daten, um aus Einzelergebnissen Modelle fĂŒr bestimmte Regionen, Managementpraktiken und Kulturpflanzenarten ableiten zu können. Damit könnten wir Landwirten EntscheidungsunterstĂŒtzung bei der Optimierung der Wassernutzung bieten“, fasst die Wissenschaftlerin zusammen.

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