Novavax: Konventioneller Covid-19 Impfstoff geht an den Start
Es könnte der lang ersehnte Akzeptanz-Durchbruch sein: Erstmals soll in der EU ein Coronaimpfstoff zum Einsatz kommen, der weder auf Vektor-, noch auf mRNA Basis funktioniert. Das Vakzin von Novavax bringt bestimmte Spike-Proteine des SARS-CoV-2 Erregers in den Organismus und funktioniert somit Àhnlich wie ein herkömmlicher Anti-Grippe Impfstoff. Die körpereigene mRNA indes wird nicht verÀndert. Jetzt muss noch die Zulassung erfolgen.
Dazu schrreibt das Paul Ehrlich – Institut:
“Der Ausschuss fĂŒr Humanarzneimittel (Committee for Medicinal Products for Human Use, CHMP) bei der EuropĂ€ischen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) hat am 03.02.2021 mit dem Rolling-Review-Verfahren fĂŒr den COVID-19-Impfstoff NVX-CoV2373 des US-amerikanischen Herstellers Novavax CZ AS begonnen. In einem Rolling-Review-Verfahren können die erforderlichen Daten fĂŒr einen vollstĂ€ndigen Zulassungsantrag nacheinander eingereicht und bewertet werden. NVX-CoV2373 ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfstoffen weder ein mRNA– noch ein Vektorimpfstoff: Er besteht aus virusĂ€hnlichen Partikeln (Virus like Particles), die das Spike-Protein von SARS-CoV-2 enthalten”.
Weiter heiĂt es in einer entsprechenden Mitteilung:
“Die Entscheidung des CHMP basiert auf vorlĂ€ufigen Ergebnissen aus Laborstudien (nicht klinische Daten) und frĂŒhen klinischen Studien an Erwachsenen. Diese Studien deuten darauf hin, dass der Impfstoff die Produktion von Antikörpern und Immunzellen gegen SARS-CoV-2 auslöst. Wie andere Impfstoffe soll NVX-CoV2373 den Körper darauf vorbereiten, sich gegen eine Infektion zu verteidigen. Im Gegensatz jedoch zu den bereits zugelassenen Impfstoffen ist NVX-CoV2373 ein proteinbasiertes Vakzin, das winzige Partikel enthĂ€lt, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spikeproteins des Coronavirus SARS-CoV-2 bestehen. NVX-CoV2373 enthĂ€lt zudem ein Adjuvans (Matrix M1-Adjuvans), eine Substanz, die die Immunantwort auf den Impfstoff verstĂ€rkt. Nach der Impfung erkennt das Immunsystem die Proteinpartikel als fremd und bildet natĂŒrliche AbwehrkrĂ€fte, Antikörper und T-Zellen. Kommt die geimpfte Person spĂ€ter mit SARS-CoV-2 in Kontakt, erkennt das Immunsystem das Spikeprotein bekĂ€mpft das Virus. Das Unternehmen Novavax CZ AS fĂŒhrt derzeit klinische PrĂŒfungen an Menschen durch, um die Sicherheit, ImmunogenitĂ€t (wie gut der Impfstoff eine Immunreaktion gegen das Virus auslöst) und die Wirksamkeit gegen COVID-19 zu ermitteln. Der CHMP wird die Daten aus diesen und anderen klinischen PrĂŒfungen nach Vorlage sukzessive auswerten. Das Rolling-Review-Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis ausreichend Daten fĂŒr einen formellen Zulassungsantrag vorgelegt wurden. Die Entscheidung des CHMP ĂŒber die Empfehlung zur Zulassung eines Impfstoffkandidaten an die EuropĂ€ische Kommission kann nach Vorliegen des vollstĂ€ndigen Zulassungsantrags zĂŒgig erfolgen. Der CHMP bewertet nach Evaluation der Gesamtheit der vorgelegten Daten, ob der Impfstoff die erforderlichen Standards fĂŒr Wirksamkeit, Sicherheit und pharmazeutische QualitĂ€t erfĂŒllt und sein Nutzen-Risiko-VerhĂ€ltnis gĂŒnstig ist.
Rolling Review
Beim Rolling-Review-Verfahren bewerten die federfĂŒhrenden Gutachter aus zwei EU-Mitgliedstaaten (der Rapporteur und der Ko-Rapporteur) des Ausschusses fĂŒr Humanarzneimittel (CHMP) bei der EuropĂ€ischen Arzneimittelagentur EMA mit ihren jeweiligen Expert:innenteams bereits einzelne eingereichte Datenpakete, sobald sie verfĂŒgbar sind. Sie stellen RĂŒckfragen und bewerten die Antworten des Antragstellers. Die erforderlichen Daten fĂŒr einen vollstĂ€ndigen Zulassungsantrag können so nacheinander in sinnvollen Teil-Datenpaketen und nicht wie ĂŒblich als ein einziges, vollstĂ€ndiges Datenpaket eingereicht werden.
Das Verfahren dient dazu, die Evaluation eines COVID-19-Impfstoffkandidaten fĂŒr die Zulassung zu beschleunigen. Die Bewertung von Datenpaketen der pharmazeutischen und nicht klinischen Entwicklung beispielsweise wird bereits begonnen, bevor klinische Daten fĂŒr den formalen Antrag auf Zulassung vorliegen. Wichtig ist zu beachten, dass im Rolling-Review-Verfahren Prozesse parallel stattfinden â die Erhebung klinischer Studiendaten und die Bewertung nicht klinischer Daten sowie Daten zu Herstellung und QualitĂ€t â, sodass die Zeit bis zu einer potenziellen Zulassung zwar verkĂŒrzt wird, aber keine Abstriche bei der Bewertung gemacht werden. Das Sicherheitsniveau bleibt also genauso hoch wie in dem ĂŒblichen zentralisierten Verfahren. Ein Impfstoff kann nur dann eine Zulassung durch die EuropĂ€ische Kommission erhalten, wenn der Nachweis der QualitĂ€t, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit erfolgt ist und das Nutzen-Risiko-VerhĂ€ltnis von den Expert:innen der Arzneimittelbehörden der EU-Mitgliedstaaten im CHMP bei der EMA als gĂŒnstig eingestuft wurde”.