Bundesverband Deutscher Mittelstand sieht existenzbedrohende Energiekrise

Der Bundesverband Deutscher Mittelstand bewertet die derzeitige Energiekrise als existenzbedrohend – und fordert konkrete und schnelle Schritte, um das Schlimmste abzuwehren.

Ohne Energie könne man nichts schaffen. Die gesamte Wirtschaft hĂ€ngt dem Verband zufolge unmittelbar von der VerfĂŒgbarkeit bezahlbarer Energie ab. “Das gilt insbesondere fĂŒr den Mittelstand, weil hier die Unternehmer ihre GĂŒtererzeugung und Dienstleistungen nicht einfach an kostengĂŒnstigere Standorte verlagern können und das auch gar nicht wollen”, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung.

Regionale Produktion sei nicht nur ökonomisch und sozial erstrebenswert, sondern meistens auch ökologisch sinnvoll. “FĂŒr all das haben die deutschen MittelstĂ€ndler schon lange vor entsprechenden politischen Trends Verantwortung ĂŒbernommen”, betont der PrĂ€sident des Bundesverbands Deutscher Mittelstand (BM) WIR EIGENTÜMERUNTERNHMER Prof. Dr. Volker Römermann, und: “Die derzeitige Situation am Energiemarkt ĂŒberfordert aber viele heillos”, so Römermann weiter.

Fakt ist: In diesem Jahr haben sich die gewerblichen Erdgaspreise durchschnittlich mindestens verdoppelt, fĂŒr viele verdreifacht und in einzelnen FĂ€llen noch deutlich stĂ€rker erhöht. Auch die Strompreise haben sich ungefĂ€hr verdreifacht, genauso wie das Heizöl. Zusammen mit Schwierigkeiten bei auslĂ€ndischen Zulieferungen aufgrund andauernder oder nachwirkender COVID-BeschrĂ€nkungen, steigenden Zinsen, schwindender Kaufkraft und dem Ausfall von Mitarbeitern aufgrund Corona-Infektionen unabhĂ€ngig von Symptomen und gesetzlichen QuarantĂ€nen, ergibt das eine verheerende Melange.

Der BM-PrĂ€sident warnt daher: “Seien es die Heizkosten eines kleinen Ladens, die Transportkosten oder die Strom- und ProzesswĂ€rme-Kosten im verarbeitenden Gewerbe, die Belastungen nehmen fĂŒr sehr viele Betriebe inzwischen ein existenzgefĂ€hrdendes Ausmaß an.” Egal, ob daraus eine Insolvenz resultiert oder Betriebe einfach nichts mehr verkaufen und ihr GeschĂ€ft still und leise aufgeben oder erst einmal “nur” Verluste entstehen: In jedem Fall geht enorme Wirtschaftskraft verloren und damit ArbeitsplĂ€tze, Steueraufkommen sowie Innovations- und Investitionspotenziale, die jetzt gerade im notwendigen energetischen Wandel entscheidend wĂ€ren.

“Über die letzten großen globalen Wirtschaftskrisen – von der Dotcom-Blase, ĂŒber die Subprime- bis zur Euro-Staatsverschuldungskrise – war es immer gerade der breite deutsche Mittelstand, der verhindert hat, dass in der Bevölkerung ĂŒberhaupt etwas davon wahrzunehmen gewesen wĂ€re”, ist sich Römermann sicher. In den letzten 20 Jahren hat sich das Steueraufkommen fast verdoppelt und die Arbeitslosigkeit hat sich mehr als halbiert, die sozialversicherungspflichtige BeschĂ€ftigung klettert von einem Rekord zum nĂ€chsten. Bei der jetzigen Krise stoßen die mittelstĂ€ndischen Betriebe aber an ihre Grenzen und aufgrund der unzĂ€hligen staatlichen Interventionen auf dem Energiemarkt ist kaum mit einer gesunden marktmĂ€ĂŸigen Strukturbereinigung zu rechnen. Bevor im Mittelstand die Lichter ausgehen, muss die Bundesregierung unbedingt handeln – und zwar schnell:

  1. Reduzierung aller Steuern auf EnergietrĂ€ger auf das in der EU zulĂ€ssige Mindestmaß sowie eine europĂ€ische Initiative fĂŒr ein vollstĂ€ndiges Energiesteuer-Moratorium.
  2. LaufzeitverlĂ€ngerung der drei noch in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke und PrĂŒfung der Wiederinbetriebnahme jĂŒngst abgeschalteter AKWs, bis sie wirklich nachhaltig und krisensicher durch andere CO2-neutrale Quellen ersetzt wurden.
  3. Freigabe zur Förderung fĂŒr alle wirtschaftlich erschließbaren Erdgas- und Erdölvorkommen auf deutschem Hoheitsgebiet und gesetzliche Lockerungen fĂŒr das Fracking unkonventioneller LagerstĂ€tten.
  4. Neugestaltung des Stromhandelsmarktes, so dass sich der Preis nicht mehr im Merit-Order-Verfahren nach dem teuersten Anbieter richtet, sondern der Wettbewerb wieder in Gang gesetzt wird.

Der Bundesverband Deutscher Mittelstand (BM) wurde 1994 gegrĂŒndet. Er ist Teil der Wir EigentĂŒmerunternehmer-Verbandsgruppe und spricht zusammen mit dieser fĂŒr ca. 30.000 mittelstĂ€ndische Unternehmen, Freiberufler und SelbstĂ€ndige in Deutschland. PrĂ€sident des BM ist seit 2021 Prof. Dr. Volker Römermann, CSP. Er ist zudem seit 1996 Rechtsanwalt, Vorstand der Römermann RechtsanwĂ€lte AG mit Sitz in Hamburg, Honorarprofessor an der Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin und Herausgeber und Autor von ĂŒber 1.000 BĂŒchern und AufsĂ€tzen insbesondere zu Themen aus dem Wirtschaftsrecht.

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